Mit den Kirchenbüchern wurden wichtige Ereignisse wie Taufen, Trauungen und Todesfälle mit Auswirkung auf den Bestand der Bevölkerung systematisch durch die Religionsgemeinschaften erfasst. Ihre staatliche Schwestern sind die Zählungen, mit denen das Volck (oder zumindest für relevant erachtete Teile desselben) im Habsburger Reich ab 1754 statistisch erfasst wurde.
Zweck und Motivation um zu zählen, wieviel Haubter an Man, Weib, Khind und Gesind man finden mochte (1), waren im Wesentlichen fiskalische und militärische Gründe, aber auch zur Vertreibung der Juden wurde deren Erfassung („Judenkonskription“) in Wien und Prag herangezogen.
Als Beginn der Volkszählungen in Österreich-Ungarn wird gerne die Seelenkonskription 1771 genannt, in deren Ablauf auch die genealogisch relevante Vergabe von „Konskriptionsnummern“ als Vorläufer der späteren Adressbezeichnungen verordnet wurde. (2)
Mit dem Volkszählungsgesetz 1869 begann schließlich in Österreich die Ära der modernen Volkszählungen, die von 1880 – 1910 in Abständen von zehn Jahren wiederholt wurden.
Aus Sicht der Ahnenforschung erscheint der statistische Wissensgewinn auf den ersten Blick weniger interessant. Die Volkszählung in der Donaumonarchie kannte allerdings keine DSGVO und keinen Datenschutz und so wundert es wenig, dass in den erhaltenen Unterlagen zumindest Name, Alter und Wohnort der erfassten Bevölkerung zu finden sind – wertvolle Hinweise zur Zuordnung von Vorfahren und Verwandten!
Auch manch prominenter Zeitgenosse findet sich in den Volkszählungs-Unterlagen – so z.B. Franz Kafka in Prag!
Neben einer Erfassung in den ortsüblichen Sprachen gibt es auch Exemplare in lateinischer Sprache, wie in diesem Beispiel aus dem Jahr 1828 aus dem ungarischen Komitat Zips ersichtlich.
- TANTNER, Anton – Ordnung der Häuser, Beschreibung der Seelen, 2004, Dissertation Uni Wien
- Geschichte WIKI WIEN
