Die Geschichte der eigenen Familie kann durchaus weit zurückreichen und in umfangreichen Ahnentafeln resultieren.
Den meisten ist gemein, dass sie die sich immer weiter verzweigende Reihe der Vorfahren als baumartige Struktur abbilden – wenn auch aktuelle Programme zur Ahnenforschung auch andere Darstellungsarten unterstützen.
Stammbäume von Herrscherhäusern waren dabei oft besonders umfangreich und wurden häufig sehr prächtig ausgestaltet – wie auch an diesem Exemplar einer „Carte Genealogique“ des Hauses von Österreich zu sehen ist.

Stammbaum des Hauses Habsburg, 1708 – Abstammung der europäischen Herrscherhäuser vom Haus Habsburg,
62 x 51 cm, Kupferstich, koloriert. (Dorotheum, Wikimedia Commons)
Ein beeindruckendes Beispiel – was den Umfang betrifft – ist auch die lange Ahnenreihe Queen Elizabeths,
auch wenn sie in nüchterner Darstellung auf einer Online-Genealogie-Plattform zu finden ist.
Dresdner Fürstenzug
Doch bei einem Besuch der äußerst sehenswerten Stadt Dresden bin ich einer besonderen Ahnentafel begegnet:
Dem Dresdner Fürstenzug.

Eine Ahnentafel mit einer Länge von über 100 Metern, bestehend aus ca. 23.000 Fliesen im Format 20,5 x 20,5 cm, sticht im Reigen pompöser herrschaftlicher Selbstdarstellungen durchaus hervor.
Entworfen wurde das Werk ab 1865, ausgeführt schließlich zwischen 1873 und 1876 als Sgraffito-Malerei, um zum bevorstehenden 800-Jahre Jubiläum des Hauses Wettin eine adäquate Darstellung der lange Reihe an sächsischen Fürsten zu bieten, die dieses Geschlecht hervorgebracht hatte.
Der Reigen der abgebildeten Regenten reicht von Konrad dem Großen (1127–1156) bis zu Georg von Sachsen, der von 1902 bis 1904 als König von Sachsen den Thron innehaben sollte.
Natürlich darf auch August II, genannt „August der Starke“, nicht fehlen. Obwohl er – in Dresden muss man wohl sagen „ausnahmsweise“ – nicht der Auftraggeber war, findet er sich in besonders dynamischer Position dargestellt im hinteren Bereich des Zuges. Wie wir im Zuge einer kurzweiligen Stadtführung erfahren durften, spielt August der Starke für Dresden wohl eine ähnliche Rolle wie Erzherzog Johann für die Steiermark. Wann immer gefragt wird, wer etwas erbaut, eingeführt oder initiiert hat, liegt man mit ihm als Antwort im Zweifelsfall nicht schlecht 🙂
Sein Sohn August III. sollte übrigens auch Georgios Karagiannis, den Urvater der Familie Karajan, in den Reichsadelsstand erheben.
Bis zur Jahrhundertwende erlitt die Putzgratz-Technik durch die Witterung allerdings erhebliche Schäden, weshalb das Bild zwischen 1904 und 1907 durch Porzellanmaler der Königlichen Porzellan Manufaktur Meißen in einem aufwändigen Verfahren mit mehreren Brennvorgängen auf Keramikfliesen gebracht wurde.
Die penibel nummerierten Fliesen wurden schließlich in einem Zeitraum von 4 Monaten verlegt und überstanden auch den Feuersturm der Bombardierungen im Jahre 1945.
Wie immer spannende Einblicke!
Ich freue mich schon auf den nächsten Artikel 😊